Im Rentenalter müssen etliche Bundesbürger mit einer Vorsorgelücke rechnen, die größer ist, als bis jetzt erwartet. Darauf lässt zumindest die aktuelle Analyse der Ruhr-Uni in Bochum schließen. Den Wissenschaftlern aus dem Ruhrgebiet zufolge fehlen dem Durchschnittsrentner Monat für Monat etwa 650 Euro zur Aufrechterhaltung des vertrauten Lebensstandards. In den bisherigen Schätzungen war man von weniger ausgegangen. Eine zusätzliche Prämisse ist der Studie zufolge ins Wanken geraten: Zur Altersversorgung reichen nicht länger 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens aus, tatsächlich müssten die Bürger zum Start in die Rentenphase etwa 87 Prozent vom Netto erzielen, um den Lebensstandard zu halten.
Armut im Alter und die Rentenphase: die baV als beachtenswerte Option einer soliden Altersvorsorge
Die Rentenlücke wächst und wächst – und die Bürger müssen sie durch private Vorsorge an den Kapitalmärkten ausgleichen. Das Problem: Angesichts der unveränderten Niedrigzinspolitik der EZB können die Sparer an den Finanzmärkten in der Eurozone keine ausreichenden Renditen mehr erzielen. Besonders Lebensversicherer konnten für die Kunden zuletzt kaum noch adäquate Renditen erwirtschaften. Ebenfalls mit der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) lassen sich beim gegenwärtigen Zinsniveau keine überdurchschnittlichen Renditen erwirtschaften. Eine interessante Option zur privaten Altersvorsorge kann sie trotzdem darstellen: Denn das Besondere bei der bAV ist die Nutzung des Brutto-Netto-Effekts.
Michael Reizel ist Chef der BVUK-Gruppe, die sich mit dem Bereich der Kommunikation und Beratung im Themenspektrum Vergütung und Versorgung beschäftigt. Er erläutert: „Zusätzlich zur ersten Schicht der gesetzlichen Altersversorgung sollte bei der Altersvorsorge im Idealfall als zweite Schicht die zusätzliche Versorgung wie die bAV treten. Als dritte Schicht kämen darüber hinaus Kapitalanlageprodukte infrage – das Spektrum reiche von der Lebensversicherung über Anleihen und Aktien bis hin zu Fonds.“
Attraktive bAV nutzt Brutto-Netto-Effekt
Die BVUK-Gruppe beschäftigt sich vorrangig mit passgenauen Vergütungs- und Versorgungssystemen für mittelständische Unternehmen. Die bAV als Möglichkeit persönlicher Altersvorsorge sei aus diesem Grund so attraktiv, weil sie den Brutto-Netto-Effekt nutze, so Michael Reizel. Wer sich als Arbeitnehmer das Gehalt teilweise in eine Betriebsrente umwandeln lasse, spare auf jene Weise Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Michael Reizel: „Die Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge werden im Gegensatz zu den Beiträgen, die man etwa in eine Lebensversicherung einzahlt, vom Brutto- und nicht vom Netto-Gehalt abgezogen.“ Weil dieser Betrag im Rahmen der gesetzlichen Grenzen steuerfrei ist und unter diesen Umständen auch keine Sozialversicherungsbeiträge fällig werden, muss der Arbeitnehmer effektiv nur ungefähr die Hälfte aus seinem Geldbeutel aufbringen. Die bAV stelle selbstverständlich auch für den Arbeitgeber eine Ersparnis dar, weil die eingezahlten Beträge im Rahmen der gesetzlichen Grenzen nicht mit Lohnnebenkosten belastet werden. Michael Reizel: „Arbeitgeber sollten auch deshalb ein starkes Interesse daran haben, daß ihre Beschäftigten per bAV ein wenig für ihre Altersversorgung tun.“ Die bAV könne auch komplett individuell für die Unternehmen konzipiert werden. So sei es etwa möglich, einen „Risikobaustein“ wie die Berufsunfähigkeitsversicherung in die bAV zu integrieren.