Schon seit 2007 befindet sich der Euro in Bezug auf den Schweizer Franken in einem klaren Abwärtstrend. War 1 Euro im Jahr 2007 noch fast 1,7 Schweizer Franken Wert, so sind nun Ende 2016 die Währungen fast 1:1 umtauschbar. Der Euro ist nur noch 1,065 Mal mehr Wert als der Franken.
Was sagt der Chart?
Charttechnisch lässt sich dies beim Euro/CHF-Wechselkurs sehr gut nachvollziehen. Es liegt ein ganz klarer Abwärtstrendkanal vor. Nur wenige Male ist der Chart an die obere Begrenzungslinie gestoßen. Ein markantes Ereignis war dabei im Januar 2015, als die Schweizer Nationalbank das starre Bindungsverhältnis zum Euro aufgegeben hat. Hier hätte charttechnisch der Euro auch wieder nach oben ausbrechen können, ist dann aber durch den künstlichen Eingriff völlig ins Bodenlose gesackt, um sich dann bei etwa 1,1 Franken für 1 Euro wieder zu fangen.
Nun ist das Währungspaar wieder am oberen Trendkanal angekommen. Anleger sollten also mit Allem rechnen. Einerseits wird der Franken immer stärker, andererseits könnte die Schweizer Nationalbank für eine Korrektur jederzeit wieder intervenieren.
Europa im Wanken
Prinzipiell ist jedoch mit einer weiteren Talfahrt des Euro zu rechnen. Dies hat mehr politische, als charttechnische Gründe. Die instabile Lage in Italien sowie die bevorstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland lassen den Euro mehr instabil als stabil erscheinen. Zudem ist der Euro für Länder wie Italien und Frankreich zu stark, sie würden sich wesentlich leichter tun, wenn sie ihre eigene Währung hätten und dann abwerten können. Damit hat man jahrzehntelang ein Ventil für eine nationale Regulierung der Währung und Exportwirtschaft gehabt, was nun mit dem fixen Korsett des Euro wegfällt und die einzelnen Länder in Turbulenzen stürzt. Dabei geht es nicht nur um Griechenland.
Die Terroranschläge und Migrationsbewegungen sind ebenfalls eine Belastung für Europa. Auch hier hat die Schweiz wesentlich bessere Steuerungsmechanismen, als die behäbige EU sie besitzt. Die wendige kleine Schweiz kann damit die Lage wesentlich besser regulieren. Sie hat andere Asylverfahren und kann auch im Notfall schnell und mit demokratischer Rückendeckung des Volkes schärfere Richtlinien erstellen. Das alles spricht für den Schweizer Franken und gegen der Euro, der weiterhin einer Zerreißprobe ausgesetzt ist.
Achtung vor Schweizer Fremdwährungskrediten
Mit dem immer stärker werdenden Franken wurden aber auch die Fremdwährungskredite immer teurer. Mit der Intervention 2015 der SNB sackte der Euro schlagartig um 20 Prozent ab, was eine massive Erhöhung eines laufenden Kredits für viele Hausbauer und Anleger brachte. Fremdwährungskredite mit dem Schweizer Franken unterliegen also seit der Auflösung der fixen Bindung an den Euro einem hohen Risiko. Dieses Risiko ist sehr schwer abzuschätzen, weshalb wirklich nur Profis einen solchen Kredit in Anspruch nehmen sollten.
Der stabile Fels und die Brandung
Thilo Sarrazin, ehemaliger Bundesbanker, warnt am 19.12.2016 in Focus-Money sogar davor, dass der Euro jederzeit platzen könne. Wörtlich sagt er:
Es könnte jederzeit ein Scherbengericht für den Euro geben. Allerdings müssten sich mehrere Euro-Gegner durchsetzen. Beppe Grillo in Italien und Marine Le Pen in Frankreich. Sollten beide gleichzeitig den Euro verlassen wollen, dann knallt es natürlich.
Sarrazin beobachtet die Lage schon seit langem und ist der Ansicht, es bräuchte keinen gemeinsamen Euro, wir hätten ihn nie gebraucht. Wenn nun Italien und Frankreich gleichzeitig aus dem Euro austreten würden, dann würde es knallen, so Sarrazin.
Es bleibt also zu beobachten, wie sich vor allem die Lage innerhalb der EU, aber auch an den Grenzfeldern und Kriegsherden im Osten und Süden der EU entwickelt. Während der Franken da wie ein stabiler Fels in der Brandung mitten aus Europa ragt, bleiben die Gebiete um den Fels einer starken Brandung ausgesetzt, was sich dann dementsprechend auch auf das Wechselkursverhältnis von Franken und Euro auswirkt.