Lange galtt das Schweizer Finanzsystem als eins der sichersten. Doch ist diese Sicherheit nur bedingt real oder basiert die Annahme auf Fakten? Klar ist, dass Kapitalmärkte stark von Erwartungen getrieben werden und diese Erwartungen im Laufe der Zeit die Fakten höchstwahrscheinlich überwiegen.
Die SNB (Schweizer Nationalbank) weist einen Rekordverlust in Höhe von 50,1 Mrd. Schweizer Franken aus, wie www.welt.de berichtet.
Eine Schlagzeile, die die Fähigkeit der SNB abermals auf den Prüfstand stellt. Oder doch nur mediales Futter im Angesicht des Debakels um das Schweizer Franken Band? Dass die Verluste größtenteils durch die nach Aufgabe des Bands erfolgte Währungsaufwertung zustande kamen, davon liest man recht wenig.
Der Schweizer Franken verlor im Juli allerdings 3% gegen den US-Dollar, 1,3% gegen den Euro, 2% gegen das britische Pfund sowie 1,5% gegen den japanischen Yen. Diese vier Währungen machen 90% der Währungsreserven der Bank aus. In die Berechnung der Verluste, floss der Monat Juli jedoch nicht mit ein. Sie sind somit nicht realisiert und wären normalerweise geringer ausgefallen.
Das Problem sind die Big Banks
Das Schweizer Finanzsystem vereint:
- Niedrige Zinssätze
- Eine bis vor kurzem noch auf niedrigem Niveau gehaltene Währung
- Das Bankgeheimnis
Auf der einen Seite konnten sich Kreditnehmer über den Anleihemarkt günstig finanzieren, auf der anderen wähnten sie sich gleichzeitig in Sicherheit, da kaum Währungsverluste entstehen, wie der Ökonom Mathias Weik auf www.handelsblatt.com erklärt. Da das Land gleichzeitig eine offene Wirtschaftspolitik betreibt, bestand ein zusätzlicher Anreiz die Währung schwach zu halten.
Das Bankgeheimnis förderte das Finanzsystem ungemein. Vor allem im juristischen Bereich, konnte sich ein Segment entwickeln, indem sich die Beratung und Durchführung zum Thema Kapitalflucht als legitim erwiesen hat. An dieser Stelle kam gleichzeitig viel Kapital ins Land.
Das Finanzsystem konnte also fortwährend wachsen und trug noch vor einigen Jahren 10,5% zur Wirtschaftsleistung (BIP) bei. Bei einem Verschuldungsgrad von 40% bezogen auf das BIP, ist die Schweiz gleichzeitig eins der Länder mit der niedrigsten Verschuldung überhaupt. Was zunächst als durchaus positiv zu bewerten ist.
Problematisch stellen sich in diesem Zusammenhang die starke Abhängigkeit vom Kapitalmarkt und der Umstand dar, dass die zwei größten Banken (UBS und Credit Suisse) im Falle einer Krise kaum überlebensfähig wären. Die nationale Wirtschaftskraft der Schweiz, wäre zu klein um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, auf gut deutsch gesagt. Die Investitionen der beiden Banken auf dem globalen Kapitalmarkt, übersteigen diese bei weitem.
Fazit
Man kann nicht pauschal sagen, dass sich das Schweizer Finanzsystem auf einem absteigenden Ast befindet. Seit der Finanzkrise im Jahre 2008, ist es jedoch definitiv unattraktiver geworden, da Investoren nun das Risiko anders einschätzen. Seit dem befindet sich das Finanzsystem der Schweiz in einem Umbruch. Auch die überraschenden Entscheidungen der SNB tun dabei ihr übriges.
Jedenfalls muss die Schweiz sich gegen Finanzrisiken früher oder später absichern. Entweder in Form von Zusammenschlüssen mit anderen Ländern wie etwa einem Eintritt in die EU oder durch ein langsames Herunterwirtschaften des Bankensektors. Einige Schritte in diese Richtung wurden bereits getan. So soll beispielsweise das Trennbankensystem eine Verteilung der Risiken auf mehrere kleinere Institute ermöglichen.
Derweil wächst der Anteil des Derivatehandels in der Schweiz stetig weiter. Die Webseite www.binaere-option.com stellt die auf dem Markt vorhandenen Broker gegenüber, die auch in der Schweiz verfügbar sind.