Inflation ist definiert als eine Abnahme der Kaufkraft des Geldes. Sie bedeutet, dass man mit demselben Geldbetrag in Zukunft nicht mehr dieselben Dinge kaufen kann wie heute. Aber wie wirkt sich die Inflation auf Kredite aus, und wie beeinflusst sie bestehende und neue Kredite? In diesem Artikel beantworten wir alle diese Fragen!
Was ist mit Inflation gemeint?
Inflation ist definiert als eine Abnahme der Kaufkraft des Geldes. Zwei Trends sind miteinander verwoben und bedingen sich gegenseitig: steigende Kosten für Waren und Dienstleistungen und sinkende Kaufkraft des Geldes. Ein gewisses Maß an Inflation ist aus wirtschaftlicher Sicht sogar wünschenswert und wird von den Zentralbanken im Rahmen ihrer Möglichkeiten gesteuert. Das Ziel der Europäischen Union ist es, die Inflation unter 2% zu halten.
- Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maß für die Inflation der Verbraucherpreise.
- Von der Inflation können Sie als Kreditnehmer profitieren.
- Bei tilgungsfreien Krediten ist es einfach, die Inflationsentwicklung zu berechnen.
- Die Gehälter steigen nicht unbedingt im Gleichschritt mit dem Verbraucherpreisindex.
- Die Inflation ist vor allem für Immobilieninvestoren von Vorteil.
Die Messbarkeit anhand des Verbraucherpreisindexes
Der Verbraucherpreisindex (VPI) wird jährlich (und auch in kleineren Zeiteinheiten) von dem Statistischen Bundesamt berechnet. Dies geschieht mithilfe eines „Warenkorbes“.
In diesem Korb sind die Preise der von der Bevölkerung konsumierten Waren und Dienstleistungen enthalten. Der Warenkorb enthält über 800 Positionen, die alle alltägliche Waren und Dienstleistungen sind. Wenn man die Preise von einem Jahr zum nächsten vergleicht, erhält man die jährliche Inflation auf Verbraucherebene. Folglich ist der VPI die Inflationsrate im Verbrauchersektor.
Mit der folgenden Formel lässt sich der Preisanstieg pro Produkt schnell ermitteln:
Prozentsatz der Erhöhung = (Neuer Preis/Alter Preis)*100-100
Das letzte Mal, als ein Spielzeug gekauft wurde, kostete es zehn Euro. Kauft man dasselbe ein Jahr später, zahlt man 11 Euro dafür.
(11/10)*100-100 = 10 Prozent
Der Preis des Spielzeugs hat sich also um 10% erhöht.
Ein individueller Warenkorb
Da der Waren- und Dienstleistungskorb alle Verbraucherprodukte und -dienstleistungen umfasst, wirkt sich der Preisanstieg nicht auf alle gleichermaßen aus, da er alle Güter des täglichen Bedarfs einschließlich Wohnkosten, Lebensmittel, Technologie, Reisen usw. einschließt.
So wird ein Autofahrer stärker von einem Anstieg der Rohölpreise betroffen sein als jemand, der häufig mit dem Fahrrad unterwegs ist. Wenn Baumaterialien teurer werden, muss ein Häuslebauer tiefer in die Tasche greifen, was für eine Familie, die in einer Eigentumswohnung lebt, nicht gilt. Es handelt sich hier um einen Durchschnittswert, wie es bei vielen wirtschaftlichen Zahlen der Fall ist.
Wie beeinflusst die Inflationsentwicklung den Kredit?
Die Inflation kommt dem Kreditnehmer zugute. Die vertraglich festgelegte Darlehenssumme bleibt natürlich bestehen. Der Wert hingegen schwankt mit der Inflation. Anders ausgedrückt: Die finanzierte Summe verliert jedes Jahr etwa 2% ihres Wertes. Je länger die Laufzeit, desto mehr profitiert man von der Inflation. Der Kreditnehmer zahlt natürlich weiterhin die vereinbarten Raten, also erklärt sich das Ganze andersherum: Alles, außer dem Kredit, wird teurer. Die Gehälter steigen normalerweise mit der Inflation, aber nicht jedes Jahr, sondern über einen längeren Zeitraum.
Betrachten wir das folgende Szenario:
Im Jahr 2010 wurde ein Haus für 300.000 Euro gekauft und mit 20% Eigenleistung zu einem festen Zinssatz für 30 Jahre finanziert. Daraus ergibt sich ein Darlehensbetrag von 240.000 Euro, abzüglich 10,1 Prozent Nebenkosten, also insgesamt 264.240 Euro. Bei einem Zinssatz von 2% beträgt die Darlehensrate rund 982 Euro.
Die letzte Darlehensrate (aufgrund des festgelegten Zinssatzes immer noch 982 Euro) wird nach 30 Jahren (also 2040) gezahlt. Daraus ergeben sich die Gesamtkosten:
Kredit: 982 € x 12 Monate x 30 Jahre = 353.520 €
Eigenmittel: 60.000 €
Summe: 413.520 €
Aufgrund der jährlichen Inflation von 2% ist der Wert der Immobilie jedoch auf erstaunliche 543.408 Euro gestiegen.
Wenn Sie das Haus nach 30 Jahren verkaufen würden, hätten Sie also einen erheblichen Gewinn erzielt. Natürlich haben wir hier vereinfachte Berechnungen angestellt und keine Renovierungen oder Rücklagen berücksichtigt sowie eine stetige Wertsteigerung der Immobilie angenommen. Für eine genauere Berechnung können Sie unseren Mieten-Kaufen-Rechner verwenden.
Dieses Rechenbeispiel verdeutlicht jedoch, warum die Inflation für Kreditnehmer von Vorteil ist.
Preisentwicklung und Zinsniveau
Streng genommen gibt es einen Zusammenhang zwischen Inflation und Zinssätzen. Es funktioniert umgekehrt: Wenn die Zinsen niedrig sind, wird die Kreditaufnahme attraktiver, was zu höheren Ausgaben von Unternehmen und Privatpersonen führt. Infolgedessen steigt die Inflation an. In diesem Trott sind wir schon seit langem gefangen. Die EZB versucht, die Inflation anzukurbeln und positive wirtschaftliche Auswirkungen zu erzielen, indem sie die Zinssätze extrem niedrig hält.
Bei hohen Zinsen wird die Kreditaufnahme weniger attraktiv, während das Sparen attraktiver wird. Infolgedessen sinkt die im Umlauf befindliche Geldmenge, und die Inflation geht zurück. Wenn die Inflation zu hoch wird und gebremst werden muss, tut die EZB genau das.
Ist die Inflation nachteilig?
Wie bereits erwähnt, ist eine gewisse Inflation erwünscht, um einer möglichen Deflation entgegenzuwirken. Ob dies für den jeweiligen Kreditnehmer von Vorteil ist, hängt weitgehend davon ab, wie sich sein Gehalt entwickelt. Nicht jede Branche oder jedes Unternehmen erhöht die Löhne im Einklang mit der Inflation. Das ist ein großes Problem, denn wenn der Lohn nicht angepasst wird, haben Sie als Arbeitnehmer de facto von Jahr zu Jahr weniger Einkommen. Die Inflation hilft Ihnen in diesem Fall nicht bei der Rückzahlung des Kredits. Daher wird in den meisten Branchen der Tarifvertrag jedes Jahr neu ausgehandelt, wobei sich die Arbeitnehmerseite stets an die Inflation hält.
Inflation im Zusammenspiel mit dem Immobilienkredit
Alle oben genannten positiven Auswirkungen beziehen sich natürlich hauptsächlich auf langfristige Finanzierungen wie Hypotheken. Aufgrund der kurzen Laufzeiten der meisten Konsumentenkredite sind die Folgen unbedeutend. Da eine Wohnung oder ein Haus kein schnelllebiges Konsumgut ist, hilft die Inflation dem Kreditnehmer doppelt: Der Kreditwert sinkt, während der Wert der vorhandenen Immobilie steigt. Die Inflation kommt vor allem Immobilieninvestoren zugute, da die Mieten mit dem Anstieg des Preisniveaus steigen, der Darlehenswert aber sinkt.
Kann man die Kreditschulden einfach weginflationieren?
Obwohl die Inflation für den Kreditnehmer von Vorteil ist, kann ein Kredit nie vollständig „weginflationiert“ werden. Da der Wert des Geldes sinkt, ist auch der Kredit weniger wert. Für Personen, deren Einkommen nicht dem Preisanstieg folgt, ist die Inflation in jedem Fall eine Belastung. Immobilienbesitzer haben einen doppelten Vorteil: Der Wert des Darlehens sinkt, während der Wert der Immobilie steigt. Für Investoren steigen die Mieteinnahmen im Gleichschritt mit der Inflation. Man muss aber aufpassen, dass man bei einer möglichen Anschlussfinanzierung bei gestiegenen Zinsen nicht plötzlich eine unerwartet hohe Zinslast bekommt. Daher ist die Inflation auch im Bereich von Immobilien mit Gefahren verbunden. Daher ist eine Diversifikation von Anlagestrategien z.B. mit Dividendenaktien ebenso wichtig.